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Chinesisch Essen 1

Essen ist natürlich ein ganz großes Thema. Fangen wir also mit meinen ersten subjektiven Beobachtungen an. Die wichtigste: Das Essen hier ist verdammt lecker. Die zweite: die Darreichungsform lässt mitunter zu wünschen übrig. Let me explain…

Meine erste Essensbegegnung war ein Geschäftsessen. Es waren ungefähr 20 Leute vom Chinesischen Produktionsteam da und haben es in einem Restaurant ordentlich krachen lassen. So einen Einstand bekommt man selten. Wie üblich werden zig Gerichte auf einem Drehgestell angerichtet und jeder nimmt von allem. Es gab allerdings keinen Reis dazu.

An sich war alles lecker. Besonders die Chili-Garnelen. “Ah, that’s western style. We don’t eat like that” hieß es dann vom Produzenten. Sehr interessant. Also weiter. Vielleicht die Tofu-Suppe?

Fazit: klare, eher schleimige Soßen schmecken widerlich. Das bestätigt sich später auch bei ein paar Pilzen. Den Geschmack trifft man in Deutschland so nicht an, und ich kann nicht sagen von welchem Gewürz er rührt.

Aber zurück zu den Sachen die schmecken, die in ihrer Darreichungsform aber gewöhnungsbedürftig sind. Fleisch zum Beispiel. Es ist hier üblich, Knochen- und Knorpelstücke mit im Essen zu haben. Das Zeug wird einfach gehackt, und rein damit. Die Stücke muss man eben gekonnt abknabbern und wieder ausspucken (auf den Tisch oder Boden – wie befürchtet – bislang aber noch nicht, ich glaube die Stadt-Chinesen sind inzwischen zivilisierter geworden). Huhn und Rind sind dafür Kandidaten.

Schweinefleisch hat ein anderes Problem. Die Schwarte ist mit dran. Aber: sie schmeckt nicht nach glibberigem Fett oder kaugummiartiger Masse. Sie ist super weich und schmeckt wie das Fleisch selber. Wie dieses Kochwunder zu Stande kommt weiß ich nicht und mir soll’s Recht sein. Kürzlich hatte ein Kollege jedoch ein Stück Schwein vom Liefersevice, von dem uns eine Borste zugewunken hat. Das ist dann schon eher ein kleiner Appetitzügler.

Aus Essen: 3.Top

Das Restaurant “3.Top” im Ausgehviertel French Concession ist ein sehr schickes Restaurant mit Bar/Zigarrenlounge und Terrasse. Das Interieur ist modern und weiß, die KellnerInnen alle in Schwarz, die Essstäbchen aus knorrig geformten dunklen Holz. Westlerbesteck gibt es aber auch gleich dazu.

Zusammen mit 2 Kollegen ordern wir ein paar Speisen, die wie üblich so portioniert sind, dass man ca 2 braucht um satt zu werden, aber man von allem mal probieren kann: Sashimi (Sushi ohne den Reis) und Thuna-Sushi mit Chilisoße, scharfer Thai-Salat mit Rindfleischstreifen, Mixplatte (mit Sate-Spießen, frittiertem Fisch und sowas wie Frikadellen), Rochen in Bananenblättern gegrillt und Tandoori-Chicken. Alles ist ein Gaumenschmaus und es ist raffiniert angerichtet und dekoriert.

Dazu noch eine Flasche Shiraz und alles in allem kommen wir auf weniger als 300 Yuan pro Person (30€). Obwohl es noch billig war, merkt man dass es hier schon Westler-Preise sind. Für ähnliches Flair hätte man in Deutschland allerdings schon nochmal ordentlich draufgelegt, und vielleicht sogar ein Sternerestaurant besuchen müssen: Bis zu 3 KellnerInnen gleichzeitig wuseln um den Tisch herum und richten Besteck her, legen einem die Serviette auf den Schoβ und praesentieren die Weinkarte.

Hochhäuser in Shanghai

Shanghai ist voll von Hochhäusern, das ist aber auch eine der wenigen Dinge an denen man die Größe der 20 Millionen-Metropole erahnen kann. Auf der Straße ist es zwar voll, aber für mein Gefühl auch nicht enger als in München. Die Baugerüste sind hierzulande allesammt aus Bambus, egal wie hoch gebaut wird.

Handy

Diese Zahlenkolonnen sind chinesische Telefonnummern. Heute bin ich mit unserem Kanada-Taiwanesen Andy eine Prepaidkarte kaufen gegangen. Die Nummern kosten unterschiedlich viel, je nachdem welche Zahlen drin enthalten sind. Da Chinesen ja in der Tat sehr abergläubisch sind, meiden sie die Vier (= Tod) und lieben die Acht (= Geld). Ich hab eine Karte für 75 Yuan genommen, hätte aber auch locker das Doppelte ausgeben können. Hier ist sie nun, ich habe noch keinen Chinesen gefragt, was für ein Omen man mit zugekniffenen Augen und unter Berücksichtigung der Lautmalerei darin erkennen könnte: +86-136-5194-7558

Nun bekomme ich alle paar Stunden eine Spam-SMS, die ich nicht lesen kann.

Capitalism 101

Ein Besuch in der Cloud Nine Mall bringt mich zum Staunen. Auf sieben Stockwerken gibt es so ziemlich alles um den frisch entfachten Kaufrausch der Chinesen und Touristen zu befriedigen. Jede bekannte westliche Marke hat hier ihren Laden. Im 3-stöckigen Foodcourt gibt es unter anderem einen leckeren Japaner, der für 150 Yuan (ca 15 Euro) ein All-you-can-eat-AND-drink anbietet. Von Steakwürfeln über Tintenfisch zu Austern lassen wir uns alles vor unseren Augen zubereiten. Die live flambierten Bananen zum Dessert dürfen natürlich nicht fehlen. Es tut einem weh, dass es hier absolut unüblich ist, Trinkgeld zu geben.

Morning Coffee

Bevor ich heute meinen Arbeitstag beginnen kann brauche ich unbedingt eine Tasse Kaffee. Gegenüber des Büros ist ein etwas teurer Kaffee- und Teeladen, dafür hat er aber auch das Ambiente eines Chinarestaurants statt eines Starbucks.

Ich setze mich, ni hao, und bekomme die Karte vorgelegt. Zum Glück ist alles auch auf englisch vorhanden somit bestelle ich durch Fingerzeig einen Cappuccino. Preise sind in zwei Spalten angegeben, 22 Yuan oder 25. Ich zeige auf letzteren in der Hoffnung einen großen Kaffee zu erstehen. Die Bedienung fragt mich etwas nach, ich rudere in der Luft herum und sage “just a cup of coffee”.

Kurze Zeit später kommt die Bedienung wieder und schiebt mir einen Zettel zu, den eine andere Dame an der Kasse geschrieben hat. “go out?” steht drauf. Wie süß, doch natürlich handelt es sich um die Frage ob ich den Kaffee “to go” haben will, die zweiten, teureren Preise sind also die Mitnehmangebote.

Ich verneine und genieße zum Dank einen sehr guten Cappuccino mit aufwendig verziertem Milchschaum in Form eines Blattes.

Zu Fuss unterwegs

Am 2. Tag mache ich mich zu Fuss auf den Weg nach etwas Frühstückbarem. Gleich neben dem Hotel entdecke ich erst einmal einen kuriosen deutschen Küchenladen. Der Rest des Strassenbildes wird geprägt von Dutzenden von Friseuren (wenigstens das Problem ist schonmal geklärt) und Miniläden, die sich auf Obst, Klamotten, Tee, Immobilien, Elektronik (modern), Elektronik (ur-ur-alt) und Erdnussrösten spezialisiert haben. Leider riecht es in der Luft nicht nur nach letzterem sondern alle paar Meter nach moderigem Müll, Fisch, oder Abgasen.

Auf der Straße fahren Fahrradfahrer mit allerlei Sperrmüll beladen oder lassen alte Radios dudeln. Mancher Schwertransport von Eisenrohren wird von einem Mopedfahrer unterstützt, der mit einem Fuß mit anschiebt. Es gibt aber auch viele Elektroroller, die leise vor sich hin gleiten.

Ich kaufe mir erst einmal zwei Bananen, auch eine Cola ist schnell beschafft. Etwas warmes wäre aber dennoch lecker, und ich entscheide mich, ein paar Dumplings (Quasi-Maultaschen) zu kaufen. Ging bislang noch alles mit Fingerzeig, so tritt hier erstmals die Sprachbarriere richtig auf. Ich zeige auf das Schild, mache das Handzeichen für 3 und bekomme eine Chinesische Antwort. Dann geschieht nichts. Die Dumplingkörbe dampfen vor sich hin. Ich bleibe aber dennoch etwas unnütz vor dem Geschäft stehen, obwohl ich mir einbilde, hier nicht bedient zu werden, und nach 2 Minuten sind die Dumplings zum Glück fertig und die Köchin fängt an eine Schachtel zu füllen. Als sie 2 weitere Styroporboxen hervor holt, erkenne ich meinen Fehler mit der 3 und winke ab. Stolz ziehe ich von dannen. Als einziger Westler weit und breit fühlt man sich durchaus beäugt, erst Recht mit den Stäbchen in der Hand.