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Taxi Taxi

Das hat man davon, wenn man sich im Taxi vorne hinsetzt. Da, wo es einen Sicherheitsgurt gibt. Der Taxifahrer wollte mir westlichem Weichei wohl imponieren und schneidet beim links abbiegen erstmal 3 Spuren Gegenverkehr und einen Zebrastreifen. Aber niemand hupt. Wahrscheinlich weil kein Bus oder LKW entgegen kam. Die hätten sicher gehupt, was dann aber eher als hämisches Lachen zu verstehen gewesen wäre.

Mein erster Tag in Shanghai

Meine Ankunft in China ist relaxed. Ein bisschen schlangestehen am Immigration-Schalter, und dann geht`s mit Edmunds Transrapid-Traumexpress (der hier “Maglev” heisst) und 430 Sachen vom Flughafen in die Stadt. Das hat schon was von Achterbahn-Feeling, irgendwie erwarte ich jederzeit einen Looping. Die Betonschienen sind allerdings weiterhin nicht gerade huebsch. Ich glaube Muenchen verpasst da nicht viel.

Da mein chinaerfahrener Boss mich vom Maglev abholt bin ich in auch schnell im Hotel und spare mir die Taxiodyssee. Letztenendes ist Taxifahren in Shanghai, wie ich noch am selben Tag merke, kinderleicht. Dem Fahrer einfach nur die (hoffentlich rechtzeitig) ausgedruckten Schriftzeichen oder nen Screenshot auf dem Handy hinhalten, anschnallen und los geht`s.

Moment, anschnallen? Mit Glueck vorne auf`m Beifahrersitz! Hinten vermisst man solchen westlichen Schnickschnack allerdings. Also festhalten und beten. Denn in Shanghais Strassen ist die StVO noch nicht ganz umgesetzt. Scheinbar gelten die folgenden Regeln, zumindest meinen ersten Eindruecken zu folge:

  • Wer beim Spurwechsel blinkt, verliert (oder wartet vergeblich)
  • Besser ist da entweder das subtile rueberdriften auf die andere Spur oder gleich der abrupte Spurwechsel ohne Blinker.
  • Die Hupe ersetzt den Blinker, und ist dient als universelles Verstaendigungszeichen. Zu Olympiazeiten eigentlich verboten hat es sich inzwischen wieder etabliert.
  • Vorsicht ist geboten, wenn auf einer der Spuren ploetzlich 10cm hohe Gullis oder Betonreste hervorstehen, ein Baufahrzeug ohne Vorankuendigung da steht oder Fussgaenger entgegen kommen.
  • Fahrrad- und Mofafahrer bevoelkern den rechten Strassenrand, driften aber auch gerne mal nach links oder huschen noch schnell ueber die vierspurige Kreuzung wenn die anderen bereits gruen haben. Sie koennen darauf vertrauen, dass schon jemand hupen wuerde wenn es gefaehrlich werden koennte.
  • Der Fussgaenger ist das schwaechste Glied der Nahrungskette. Zebrastreifen mit Ampel koennen gerne gruen sein, aufpassen muss man dennoch.

Aber wie ist Shanghai denn nun eigentlich? Vorurteile bestaetigt oder nicht?

Aus der Luft sieht es etwa so aus wie eine Partie Sim City: Mal hier ein paar Wolkenkratzer, dort ein 6-spuriger Highway ohne Autos der im 90-Grad-Winkel abknickt, dann Hektarweise identische Wohnblocks in Reih und Glied… Aber vom ersten Eindruck her ist die Stadt nicht anders als andere moderne Grossstaedte. Klar, Shanghai ist gross. Allerdings wirkt es nicht so eng wirkt wie z.B. New York. Auf dem Weg vom Flughafen passiert man Massen an Hochhaeusern, die bis an den Highway heranreichen. Das ganze wirkt wie aus einem Science-fiction-Film, etwas Akira eben. Nicht bedrohlich aber wohnen moechte man da (noch) nicht.

Hier um mein Hotel oder die Arbeit herum sind die Strassen allerdings ein- bis zweispurig, mit Baeumen am Rand. Bunte Laeden, einzelne niedrige Haeuschen mit spitzen Daechern, Starbucks und McDonalds gibt es hier ebenfalls zu hauf. Sehr angenehm, und von den wahnwitzigen 18 Millionen Einwohnern ahnt man hier nichts.

Inzwischen bin ich bereits zu Fuss unterwegs gewesen und konnte das eine oder andere genauer beobachten, darueber aber ein anderes Mal mehr.

Mein erster Tag klang dann bei einem Geschaeftsessen aus (was in Anbetracht der gastfreundlichen Feier bei Speis und Trank durchaus ein Undersatement ist, aber das Blog muss ja nicht alle Details kennen).  Um Mitternacht geht es dann nach etwa 35 Stunden auf den Beinen, die nur durch ein kurzes unbequemes Nickerchen im Flugzeug unterbrochen wurden, in`s wohlverdiente Bett.

Dubai

So, der erste Reisebericht steht an! Kostenloses WiFi am Flughafen Dubai sei dank.
Nach 5 Stunden Flug ist die erste Etappe geschafft. Dubais neues Terminal 3 ist eine gigantische Luxus-Mall mit Flughafen dran. Ob’s an der Wirtschaft oder der nächtlichen Stunde liegt weiß ich nicht, aber es ist angenehm ruhig und Sitzplätze gibt’s genug. Und Handyladestationen.

In-Flight-Movie: Moon. Netter Sci-Fi-Film. Aber wie schon bei District9 frage ich mich, wieso alles was heute nur minimal neben dem Mainstreamkino liegt gleich als der Stein der Weisen und Best Movie Since Blablabla gelobt wird. Der Film ist gut, prima gespielt, aber keineswegs unvorhersehbar oder neuartig.

In 2h geht’s weiter nach Shanghai…

It was Earth all along

Neulich nahm ich einen frühen Zug. So richtig früh (für Medienfreelancer). Also kurz nach 7.

Der erste Schock erwartet mich am Bahnsteig. Er ist voll. Sogar voller, als ich es von tagsüber gewohnt bin. Oder von der “anderen” Rush Hour um neun. Eine seltsame Zeremonie ist es, die ich erlebe. Ohne dass es einer Absprache bedurfte tauchen aus allen Richtungen immer mehr Aktentaschenträger auf und nehmen den durch unsichtbare Barrieren genormten Stehabstand zu ihren Nachbarn ein.

Metropolis

Das Gefühl, das mich beschleicht, erinnert mich an ähnliche Szenen der Cinematographie, in denen Menschen in einer sektenhaften Dynamik einem gemeinsamen Ziel folgen, das sich dem Protagonisten und Outsider verschließt: Charlton Heston wird Zeuge der Soylent-Green-Fabrik. Tom Cruise einer Orgie in Eyes Wide Shut. Orwell’s Bürger auf dem Weg zu Big Brothers 5-Minuten-Videoshow. Indiana Jones beobachtet den Shamanen im Tempel des Todes.

Und ich mittendrin. Die Menschenmenge schiebt sich und mich still vorwärts, einmal um’s Lagerfeuer, dann dem Vulkanrand endgegen. Hier gelten andere Regeln.

“Halt! Merkt ihr nicht, was hier passiert?!” rufe ich, als immer mehr U-Bahn-Fahrgäste den Wagon betreten und sich mit einer Vehemenz, die man tagsüber nur selten beobachtet, die letzten Sitzplätze krallen.

Unterdrücktes Hüsteln. Der Geruch von Leberkäsesemmeln in der Luft. Schweigen ist Silber, Reden ist Tod.

“Ihr seid doch bloß Teil einer Maschine! Ihr müsst ausbrechen!”

Zeitungsrascheln. Windowslaptop-Startsounds. Ich-dich-auch-mein-Schatz-Floskeln in Handies gehaucht.

Wie der Reisende im Film “Die Zeitmaschine” fühle ich mich: laut fuchtelnd und dennoch ignoriert muss dieser zusehen, wie eine Frau zu ertrinken droht, ohne dass ihre apatischen Zeitgenossen zur Hilfe eilen. Man sieht durch mich hindurch. Mensch auf dem Planet der Affen.

 

“Ihr Bastarde. Was habt ihr nur getan! Ihr….”

“Guten morgen, die Fahrausweise bitte.”

“…”

Ich komme zu mir, den Geschmack von Leberkäse im Mund, einen Senffleck auf dem Pullover.

Ich reiche der Dame meine Bahncard. Im Lautsprecher empfielt jemand wahllos Produkte aus dem ICE-Frühstücksangebot. Dörfer huschen vorbei. Ich huste kurz und durchschneide die Stille, was mir augenblicklich peinlich ist. Leise widme ich mich einer SMS. “ich dich auch mein schatz!lg”

Ich gähne. Na dann mal auf in’s Bordbistro. Der Kaffee ruft.

Bäh

Da wird mit großem Hype die Rittersport Olympia wieder eingeführt, also hab ich sie mal probiert. Nee, nee, nee. Selten so eine wirre Geschmacksmelange auf der Zunge gehabt! Eine ganz seltsame, aber dennoch flaue Süße, die man am besten – will man dem Hersteller dennoch treu bleiben – mit einem Stück Marzipan- oder Minzschoki wieder los wird.

Mehr Reiseliteratur

Bliefe von Dlüben” ist kein Reiseführer oder Chinaratgeber im eigentlichen Sinn. Das Buch stammt aus der Feder eines Titanic-Redakteurs und ist entsprechend humorvoll geschrieben. Der Autor, Christian Y. Schmidt, hat selbst ein paar Jahre in China gelebt und räumt mit ein paar Klischees auf (z.B. dass Chinesen sehr wohl ein R sprechen können). Im selben Atemzug baut er gleich ein paar neue auf: Chinesen lachen mit Vorliebe (Ausländer aus), rülpsen und schreien im Restaurant herum und westliche Schnulzen wie “Country Roads” haben sich seit Jahren dauerhaft in den Charts eingenistet.

Ich bin gespannt, wie es mir ergehen wird. Das Buch ist auf alle Fälle seine Euros wert, und es ist auch unabhängig von Reiseplänen nach Fernost eine unterhaltsame S-Bahn-Lektüre.

Countdown

calendar screenshot

Am 16. Oktober geht’s los, der Flug ist gebucht! Ich hoffe nur, bis dahin wird das Wetter in Shanghai noch etwas weniger tropisch.

Bis es soweit ist, werde ich aber einerseits noch arbeiten und andererseits meinen Krempel etwas ausmisten. Es wird also noch ein paar Wochen dauern, bis ich an dieser Stelle ein paar News und Fotos vorweisen kann. Meine zuvor erwähnte Todo-Liste wird aber kürzer und kürzer. Mein Zimmer ist untervermietet, Impfungen sind gepiekst, Moneten sind beschafft (sie sehen was Farbe und Position der Sicherheitsmerkmale angeht unseren Euros sehr ähnlich, siehe Wikipedia).