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Capitalism 101

Ein Besuch in der Cloud Nine Mall bringt mich zum Staunen. Auf sieben Stockwerken gibt es so ziemlich alles um den frisch entfachten Kaufrausch der Chinesen und Touristen zu befriedigen. Jede bekannte westliche Marke hat hier ihren Laden. Im 3-stöckigen Foodcourt gibt es unter anderem einen leckeren Japaner, der für 150 Yuan (ca 15 Euro) ein All-you-can-eat-AND-drink anbietet. Von Steakwürfeln über Tintenfisch zu Austern lassen wir uns alles vor unseren Augen zubereiten. Die live flambierten Bananen zum Dessert dürfen natürlich nicht fehlen. Es tut einem weh, dass es hier absolut unüblich ist, Trinkgeld zu geben.

Morning Coffee

Bevor ich heute meinen Arbeitstag beginnen kann brauche ich unbedingt eine Tasse Kaffee. Gegenüber des Büros ist ein etwas teurer Kaffee- und Teeladen, dafür hat er aber auch das Ambiente eines Chinarestaurants statt eines Starbucks.

Ich setze mich, ni hao, und bekomme die Karte vorgelegt. Zum Glück ist alles auch auf englisch vorhanden somit bestelle ich durch Fingerzeig einen Cappuccino. Preise sind in zwei Spalten angegeben, 22 Yuan oder 25. Ich zeige auf letzteren in der Hoffnung einen großen Kaffee zu erstehen. Die Bedienung fragt mich etwas nach, ich rudere in der Luft herum und sage “just a cup of coffee”.

Kurze Zeit später kommt die Bedienung wieder und schiebt mir einen Zettel zu, den eine andere Dame an der Kasse geschrieben hat. “go out?” steht drauf. Wie süß, doch natürlich handelt es sich um die Frage ob ich den Kaffee “to go” haben will, die zweiten, teureren Preise sind also die Mitnehmangebote.

Ich verneine und genieße zum Dank einen sehr guten Cappuccino mit aufwendig verziertem Milchschaum in Form eines Blattes.

Zu Fuss unterwegs

Am 2. Tag mache ich mich zu Fuss auf den Weg nach etwas Frühstückbarem. Gleich neben dem Hotel entdecke ich erst einmal einen kuriosen deutschen Küchenladen. Der Rest des Strassenbildes wird geprägt von Dutzenden von Friseuren (wenigstens das Problem ist schonmal geklärt) und Miniläden, die sich auf Obst, Klamotten, Tee, Immobilien, Elektronik (modern), Elektronik (ur-ur-alt) und Erdnussrösten spezialisiert haben. Leider riecht es in der Luft nicht nur nach letzterem sondern alle paar Meter nach moderigem Müll, Fisch, oder Abgasen.

Auf der Straße fahren Fahrradfahrer mit allerlei Sperrmüll beladen oder lassen alte Radios dudeln. Mancher Schwertransport von Eisenrohren wird von einem Mopedfahrer unterstützt, der mit einem Fuß mit anschiebt. Es gibt aber auch viele Elektroroller, die leise vor sich hin gleiten.

Ich kaufe mir erst einmal zwei Bananen, auch eine Cola ist schnell beschafft. Etwas warmes wäre aber dennoch lecker, und ich entscheide mich, ein paar Dumplings (Quasi-Maultaschen) zu kaufen. Ging bislang noch alles mit Fingerzeig, so tritt hier erstmals die Sprachbarriere richtig auf. Ich zeige auf das Schild, mache das Handzeichen für 3 und bekomme eine Chinesische Antwort. Dann geschieht nichts. Die Dumplingkörbe dampfen vor sich hin. Ich bleibe aber dennoch etwas unnütz vor dem Geschäft stehen, obwohl ich mir einbilde, hier nicht bedient zu werden, und nach 2 Minuten sind die Dumplings zum Glück fertig und die Köchin fängt an eine Schachtel zu füllen. Als sie 2 weitere Styroporboxen hervor holt, erkenne ich meinen Fehler mit der 3 und winke ab. Stolz ziehe ich von dannen. Als einziger Westler weit und breit fühlt man sich durchaus beäugt, erst Recht mit den Stäbchen in der Hand.

Taxi Taxi

Das hat man davon, wenn man sich im Taxi vorne hinsetzt. Da, wo es einen Sicherheitsgurt gibt. Der Taxifahrer wollte mir westlichem Weichei wohl imponieren und schneidet beim links abbiegen erstmal 3 Spuren Gegenverkehr und einen Zebrastreifen. Aber niemand hupt. Wahrscheinlich weil kein Bus oder LKW entgegen kam. Die hätten sicher gehupt, was dann aber eher als hämisches Lachen zu verstehen gewesen wäre.

Mein erster Tag in Shanghai

Meine Ankunft in China ist relaxed. Ein bisschen schlangestehen am Immigration-Schalter, und dann geht`s mit Edmunds Transrapid-Traumexpress (der hier “Maglev” heisst) und 430 Sachen vom Flughafen in die Stadt. Das hat schon was von Achterbahn-Feeling, irgendwie erwarte ich jederzeit einen Looping. Die Betonschienen sind allerdings weiterhin nicht gerade huebsch. Ich glaube Muenchen verpasst da nicht viel.

Da mein chinaerfahrener Boss mich vom Maglev abholt bin ich in auch schnell im Hotel und spare mir die Taxiodyssee. Letztenendes ist Taxifahren in Shanghai, wie ich noch am selben Tag merke, kinderleicht. Dem Fahrer einfach nur die (hoffentlich rechtzeitig) ausgedruckten Schriftzeichen oder nen Screenshot auf dem Handy hinhalten, anschnallen und los geht`s.

Moment, anschnallen? Mit Glueck vorne auf`m Beifahrersitz! Hinten vermisst man solchen westlichen Schnickschnack allerdings. Also festhalten und beten. Denn in Shanghais Strassen ist die StVO noch nicht ganz umgesetzt. Scheinbar gelten die folgenden Regeln, zumindest meinen ersten Eindruecken zu folge:

  • Wer beim Spurwechsel blinkt, verliert (oder wartet vergeblich)
  • Besser ist da entweder das subtile rueberdriften auf die andere Spur oder gleich der abrupte Spurwechsel ohne Blinker.
  • Die Hupe ersetzt den Blinker, und ist dient als universelles Verstaendigungszeichen. Zu Olympiazeiten eigentlich verboten hat es sich inzwischen wieder etabliert.
  • Vorsicht ist geboten, wenn auf einer der Spuren ploetzlich 10cm hohe Gullis oder Betonreste hervorstehen, ein Baufahrzeug ohne Vorankuendigung da steht oder Fussgaenger entgegen kommen.
  • Fahrrad- und Mofafahrer bevoelkern den rechten Strassenrand, driften aber auch gerne mal nach links oder huschen noch schnell ueber die vierspurige Kreuzung wenn die anderen bereits gruen haben. Sie koennen darauf vertrauen, dass schon jemand hupen wuerde wenn es gefaehrlich werden koennte.
  • Der Fussgaenger ist das schwaechste Glied der Nahrungskette. Zebrastreifen mit Ampel koennen gerne gruen sein, aufpassen muss man dennoch.

Aber wie ist Shanghai denn nun eigentlich? Vorurteile bestaetigt oder nicht?

Aus der Luft sieht es etwa so aus wie eine Partie Sim City: Mal hier ein paar Wolkenkratzer, dort ein 6-spuriger Highway ohne Autos der im 90-Grad-Winkel abknickt, dann Hektarweise identische Wohnblocks in Reih und Glied… Aber vom ersten Eindruck her ist die Stadt nicht anders als andere moderne Grossstaedte. Klar, Shanghai ist gross. Allerdings wirkt es nicht so eng wirkt wie z.B. New York. Auf dem Weg vom Flughafen passiert man Massen an Hochhaeusern, die bis an den Highway heranreichen. Das ganze wirkt wie aus einem Science-fiction-Film, etwas Akira eben. Nicht bedrohlich aber wohnen moechte man da (noch) nicht.

Hier um mein Hotel oder die Arbeit herum sind die Strassen allerdings ein- bis zweispurig, mit Baeumen am Rand. Bunte Laeden, einzelne niedrige Haeuschen mit spitzen Daechern, Starbucks und McDonalds gibt es hier ebenfalls zu hauf. Sehr angenehm, und von den wahnwitzigen 18 Millionen Einwohnern ahnt man hier nichts.

Inzwischen bin ich bereits zu Fuss unterwegs gewesen und konnte das eine oder andere genauer beobachten, darueber aber ein anderes Mal mehr.

Mein erster Tag klang dann bei einem Geschaeftsessen aus (was in Anbetracht der gastfreundlichen Feier bei Speis und Trank durchaus ein Undersatement ist, aber das Blog muss ja nicht alle Details kennen).  Um Mitternacht geht es dann nach etwa 35 Stunden auf den Beinen, die nur durch ein kurzes unbequemes Nickerchen im Flugzeug unterbrochen wurden, in`s wohlverdiente Bett.

Dubai

So, der erste Reisebericht steht an! Kostenloses WiFi am Flughafen Dubai sei dank.
Nach 5 Stunden Flug ist die erste Etappe geschafft. Dubais neues Terminal 3 ist eine gigantische Luxus-Mall mit Flughafen dran. Ob’s an der Wirtschaft oder der nächtlichen Stunde liegt weiß ich nicht, aber es ist angenehm ruhig und Sitzplätze gibt’s genug. Und Handyladestationen.

In-Flight-Movie: Moon. Netter Sci-Fi-Film. Aber wie schon bei District9 frage ich mich, wieso alles was heute nur minimal neben dem Mainstreamkino liegt gleich als der Stein der Weisen und Best Movie Since Blablabla gelobt wird. Der Film ist gut, prima gespielt, aber keineswegs unvorhersehbar oder neuartig.

In 2h geht’s weiter nach Shanghai…

Mehr Reiseliteratur

Bliefe von Dlüben” ist kein Reiseführer oder Chinaratgeber im eigentlichen Sinn. Das Buch stammt aus der Feder eines Titanic-Redakteurs und ist entsprechend humorvoll geschrieben. Der Autor, Christian Y. Schmidt, hat selbst ein paar Jahre in China gelebt und räumt mit ein paar Klischees auf (z.B. dass Chinesen sehr wohl ein R sprechen können). Im selben Atemzug baut er gleich ein paar neue auf: Chinesen lachen mit Vorliebe (Ausländer aus), rülpsen und schreien im Restaurant herum und westliche Schnulzen wie “Country Roads” haben sich seit Jahren dauerhaft in den Charts eingenistet.

Ich bin gespannt, wie es mir ergehen wird. Das Buch ist auf alle Fälle seine Euros wert, und es ist auch unabhängig von Reiseplänen nach Fernost eine unterhaltsame S-Bahn-Lektüre.